Fehlende Dichtbandeinlage an den Leibungsanschlüssen einer Fensterbank
BAU-Forum: Fenster und Außentüren
Fehlende Dichtbandeinlage an den Leibungsanschlüssen einer Fensterbank
Hallo liebe Fachwelt,
ich steh vor folgendem Problem. Anscheinend ist es bei der Sanierung eines Altbaus (Baujahr. 1900) Wohnmietgebäude niemandem die Technische Richtlinie Nr. 20 des Glaserhandwerks bekannt gewesen, sodass beim Einbau der neuen Holzrahmenfenster inkl. neuer Außenfensterbank aus Aluminium mit Kunststoffendstücken diese Endstücken nicht mit Dichtstoffbändern hinterlegt wurden. "Wie auch früher üblich" wurden die Endstücken hart eingeputzt.
Ich weiß, dass es rein formal falsch ist - aber nun meine Frage: Was kann eigentlich passieren? Das Haus besteht aus Backstein mit mineralischem Außenputz. Der Saugwert dieser beiden Materialien ist weit höher als der des Fensterrahmenholzes. Somit ist doch davon auszugehen dass, wenn 1-2 ml tatsächlich mal in die irgendwann aufgehende Fuge zwischen Leibungsputz und Fensterbankanschlussprofil einsickern, dann werden diese paar Tropfen doch vom Mauerwerk aufgesogen und später wieder verdunstet. Das Fenster wird doch davon kaum was mitbekommen?!
Früher, als es noch keine Dichtstofflobby gab und die Zinkfensterbleche seitlich ebenfalls hart eingeputzt waren, da war doch dieser Punkt meines Wissens auch nicht Ursache für großartige Bauschäden. Warum also heute bei Sanierung einer alten Hütte aktuelle Regeln der Technik zwanghaft anwenden?
ich steh vor folgendem Problem. Anscheinend ist es bei der Sanierung eines Altbaus (Baujahr. 1900) Wohnmietgebäude niemandem die Technische Richtlinie Nr. 20 des Glaserhandwerks bekannt gewesen, sodass beim Einbau der neuen Holzrahmenfenster inkl. neuer Außenfensterbank aus Aluminium mit Kunststoffendstücken diese Endstücken nicht mit Dichtstoffbändern hinterlegt wurden. "Wie auch früher üblich" wurden die Endstücken hart eingeputzt.
Ich weiß, dass es rein formal falsch ist - aber nun meine Frage: Was kann eigentlich passieren? Das Haus besteht aus Backstein mit mineralischem Außenputz. Der Saugwert dieser beiden Materialien ist weit höher als der des Fensterrahmenholzes. Somit ist doch davon auszugehen dass, wenn 1-2 ml tatsächlich mal in die irgendwann aufgehende Fuge zwischen Leibungsputz und Fensterbankanschlussprofil einsickern, dann werden diese paar Tropfen doch vom Mauerwerk aufgesogen und später wieder verdunstet. Das Fenster wird doch davon kaum was mitbekommen?!
Früher, als es noch keine Dichtstofflobby gab und die Zinkfensterbleche seitlich ebenfalls hart eingeputzt waren, da war doch dieser Punkt meines Wissens auch nicht Ursache für großartige Bauschäden. Warum also heute bei Sanierung einer alten Hütte aktuelle Regeln der Technik zwanghaft anwenden?
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machen Sie sich keine Gedanken
Bei so etwas solidem wie einem Altbau von 1900 mache ich mir auch keine Gedanken. Die damals verbauten Materialien und Bauweisen waren fehlertolerant. Die Richtlinien sind vom Grundgedanken her alle auf Neubauten ausgelegt. Lediglich die WTAAbk. hat bei der Erstellung von Merkblättern Altbauten im Sinn. Und nun vergleichen Sie mal einen Neubau mit Ihrem Altbau. Wenn beim Neubau mit mineralischem Außenputz Schlagregen an den Bordprofilen der Fensterbänke eindringt, dann läuft das ungebremst in zahlreiche Kammern von Steinen, die mehr aus Hohlräumen denn aus mineralischem Material bestehen und deren Stoßfugen zumeist noch unvermörtelt sind. Was hindert das Wasser daran, in kürzester Zeit den gesamten Mauerquerschnitt zu durchdringen und nach zehn Minuten als nassen Fleck auf dem Innenputz aufzutauchen? Recht wenig. Und wenn statt Mineralputz ein Vollwärmeschutz aufgebracht wurde und die Dichtbänder vergessen wurden, sieht es nicht anders aus. Die Brühe läuft in die Dämmebene und dann geht es weiter, immer der Schwerkraft und dem Weg des geringsten Widerstands nach. Das ist der Unterschied zum Altbau und der ist gravierend. -
Vielen Dank Herr Kempf
bin ja froh, dass das Fachleute aus dem Forum genauso sehen. Mich hatte nur etwas verunsichert die Tatsache, dass in der aktuellen Fassung der RAL-Montagerichtlinie sowie der Techn. RiLi Nr. 20 des Glaserhandwerks drinsteht "Im Falle einer Altbausanierung sind besondere Bedingungen zu berücksichtigen. Dennoch sind auch hier die grundsätzlichen Anforderungen an eine fachegerechte Montage zu beachten. "
Also Stelle ich mal darauf ab, dass es sich bei dem Backsteinmauerwerk um eine besondere Bedingung handelt und in diesem Zusammenhang die seitliche Quellbandeindichtung der Außenfensterbank nicht zwingend erforderlich ist (weil keine grundsätzliche Anforderung einer fachgerechten Montage).
Vielen Dank nochmals -
Rollladenschienen?
Hallo Herr Tilgner,
wichtig ist noch, dass entweder keine Rollladenschienen vorhanden sind, oder wenn vorhanden, diese sauber innerhalb der Aluminiumfensterbänke enden.
Häufig stehen diese Schienen auf den seitlichen Aufbörtelungen auf und Regenwasser kann über die Schiene in großen Stil hinter die Aufbörtelungen gelangen.
Bei einem Bauwerk von 1900 dürften jedoch kaum Rollläden vorhanden sein.
PS: Die Beschreibung von Herrn Kempf ist sehr gut!
MfG
Jürgen Sieber -
tausend Dank
an dieses Forum. Bin immer wieder aufs neue begeistert, dass man hier nicht nur Normenkenner, sondern dazu auch noch Fachleute mit Sinn für pragmatische Lösungen und dem technischen Verständnis für sinnvolle Details findet.
Danke.
Herr Sieber, sie haben Recht. Rollladenschienen gibt es an diesem Objekt nicht. Danke für den Hinweis. -
Hat ein T9 Stein also auch Altbaucharakter bzgl. der Dichtbandeinlage?
Interessante Diagnose von Martin Kempf bzgl. der Eigenschaften von Neubauten: "dann läuft das ungebremst in zahlreiche Kammern von Steinen, die mehr aus Hohlräumen denn aus mineralischem Material bestehen und deren Stoßfugen zumeist noch unvermörtelt sind. " Eine solche Ziegelstein Verarbeitung soll vorkommen - ich habe es letzten Monat noch selber auf einer Baustelle gesehen.
Aber wer ordentlich mir VPlus System seine Ziegelsteine auch an den Fensterbrüstungen abgedeckt, sollte solche Problem doch nicht bekommen. (Und beim T9 Stein sind nicht mal richtig Hohlräume drin, sondern Perlite).
Kann ich damit schlussfolgern, dass z.B. unser T9 Mauerwerk insofern einen toleranten Altbauchcharakter hat, und u.U. auf eine Dichtbandeinlage an den Leibungsanschlüssen einer Fensterbank verzichtet werden kann? Oder lieber doch nicht?