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einfach, dauerhaft und günstig  -  gibt es so eine Fassadensanierung?
BAU-Forum: Außenwände und Fassaden

einfach, dauerhaft und günstig  -  gibt es so eine Fassadensanierung?

Hallo
Ich versuche, ein etwa 100 Jahre altes Haus in Tschechien ein wenig auf Vordermann zu bringen.
Das Problem ist ein hoher Energieverbrauch (Zentral-Elektroheizung) und z.T. feuchte Wände im Sockelbereich.
Da die Besitzerin über keine große Geldmittel verfügt, soll dass ganze mit möglichst viel Eigenleistung und mit einfachen aber dauerhaften Mitteln realisiert werden.
Es handelt sich um ein einstöckiges Backsteinhaus mit unisoliertem Dach. Etwa ein drittel der Grundfläche von 8 mal 12 m ist unterkellert. Die Mauern sind im Parterre 48 cm dick, im Dachstock sind es 36 cm, innen unverputzt. Außen ist eine Art Kalkabrieb aufgebracht, der stark bröckelt.
Meine Idee war, das ganze von außen zu isolieren, ich bin aber bei der Lektüre dieses Forums ein wenig unsicher geworden.
Hat mir jemand einen Tipp, was ich am besten mache (wo am besten Anfangen, man wird wahrscheinlich nicht alles aufs mal machen können, das liebe Geld ...) oder wer mir am besten Auskunft geben kann? Ich trau der Tschechischen Baukunst nicht so ganz, wenn ich mir deren Neu-Rohbauten so ansehe habe ich meine Zweifel, ob das alte Haus nicht vielleicht doch die bessere Bausubstanz hat als deren Neubauten!
freundliche Grüße
Ch. Schneider
  • Name:
  • Christian Schneider
  1. Nein, gibt es nicht ...

    Nein, gibt es nicht ...
    Altbausanierung ist immer teuer und wenn man es nur günstig, günstig ausführt, wird es zum Schluss in der Regel noch teurer.
    Fangen wir mal mit dem Sockel an. Sie sagen, er ist feucht. Ein sehr dehnbarer Ausdruck. Mit Hilfe meiner hellseherischen Fähigkeiten :-) würde ich sagen, dass vielleicht Vertikal- und Horizontalsperre ihren Geist aufgegeben haben und erneuert werden müssen. Im einfachsten Fall sind nur Salze eingewandert und es reicht ein Sanierputz.
    Wenn es allerdings auch innen feucht ist, sind es die Sperren.
    Hinzu kommt natürlich, dass das Mauerwerk und Dach nicht gedämmt sind. Was nützt das dickste Mauerwerk, wenn es genau so gut dämmt, wie 1 cm Polystyrol (ich habe es jetzt nicht nachgerechnet).
    Bzw. was nützt eine gedämmte Fassade bei einem ungedämmtem Dach oder uralten, undichten Fenstern.
    Wenn man soetwas anpackt, sollte man ein Gesamtsanierungskonzept entwickeln und das dann auch hart durchziehen.
    ... und das kostet.
  2. Was muss ich mir denn unter einer Sperre vorstellen?

    Ja, es ist innen und außen feucht, außen bis etwa 80 cm ab Boden, dort bröckelt auch der Putz. Innen ist ein ca. 20 cm hoher Streifen erkennbar wo der Innenputz abbröselt. Die Feuchtstellen treten übrigens nur im Unterkellerten Bereich auf.
    Was muss ich mir denn unter einer Sperre vorstellen, und wie wird sowas ersetzt / repariert? Ich habe mir Meinungen von lokalen Bauunternehmern eingeholt, der eine will einfach einen neuen Putz draufklatschen, der andere das Fundament ausbuddeln und von außen abdichten und dann von außen mit 6 cm Styropor isolieren. Ich weiß nicht, aber ich habe mal in der Schule gelernt, dass Letzteres kein Wasser durchlässt, das würde doch bedeuten, dass sich mein Problem mit der Feuchtigkeit noch verschlimmert!?
    • Name:
    • Christian Schneider
  3. Sie müssen sich vorstellen, dass ein Haus abgedichtet werden muss, damit kein Grundwasser in das Mauerwerk gelangen kann. Das heißt, ich habe Abdichtungen, die diese "Wasserwanderung" verhindert.

    Sie müssen sich vorstellen, dass ein Haus abgedichtet werden muss, damit kein Grundwasser in das Mauerwerk gelangen kann. Das heißt, ich habe Abdichtungen, die diese "Wasserwanderung" verhindert.
    Da habe ich erst mal die Horizontalsperre, die in der Regel oberhalb des Geländes waagerecht durch das Mauerwerk verläuft oder verlaufen sollte :-), denn bei älteren Bauten fehlt sie oft. Sie verhindert, dass Feuchtigkeit innerhalb des Mauerwerks emporsteigt.
    Dann gibt es noch Vertikalsperren, die vom Fundament bis über Oberkante Gelände bzw. bis über die Horizontalsperre verlaufen.
    Sie verhindern, dass Feuchtigkeit ins Mauerwerk gelangt.

    "andere das Fundament ausbuddeln und von außen abdichten und dann von außen mit 6 cm Styropor isolieren. "
    Nehmen Sie den, der andere hat scheinbar keine Ahnung. Der hier hat erkannt, dass die Vertikalsperre hin ist. Deshalb möchte er sie erneuern. Dazu muss er bis zum Fundament das Mauerwerk freilegen und erneut Abdichten.

    "Ich weiß nicht, aber ich habe mal in der Schule gelernt, dass Letzteres kein Wasser durchlässt, das würde doch bedeuten, dass sich mein Problem mit der Feuchtigkeit noch verschlimmert!? "
    Na, da habe Sie was Falsches gelernt :-)
    Polystyrol ist wesentlich dampfdurchlässiger als sein Ruf. Hat etwa den gleichen µ-Wert wie Nadelholz. Steinwolle, ist noch offener für Wasserdampf ...

    Wo drauf Sie achten sollten:

    • Ist eine Horizontalsperre vorhanden? Wenn nein, wäre ein nachträglicher Einbau mittels Injektion oder Edelstahlblechen viel zu aufwendig für ein (sorry) Bauernhaus. Aber es geht zur Not auch ohne.
    • Die Vertikalsperre muss erneuert werden. Wenn keine Horizontalsperre vorhanden ist, würde ich außen auf Bitumenbasis vorschlagen und im Keller eine Mineralische.
    • Dann müssten Sie außen das WDVSAbk. aufbringen.
    • Entfeuchter für Keller und Erdgeschoss wären sinnvoll.
    • Sanierputz für die Innenwände (wenn sie da herkömmliche Putze drauf machen, fallen die Ihnen spätestens nach 2 Jahren wieder ab, da mit der Feuchtigkeit auch Salze ins Mauerwerk gelangt sind).
    • Wenn ich außen dämme, muss ich auch das Dach Dämmen. Das kann ja z.B. einfach durch Fußbodendämmung des Dachbodens erfolgen.

    Sanieren macht nur Spaß, wenn man die nötigen Mittel dafür hat, denn Anreißen und neu bauen ist in der Regel wesentlich günstiger :-)

  4. Warum soll eine feuchte Mauer überhaupt "trockengelegt" werden?

    Foto von Edmund Bromm

    Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, unter anderem:
    1. Dass keine Salzausblühungen an den Oberflächen entstehen und somit keine Zerstörungen von Farbe und Verputz erfolgen
    2. Auch, um eine optische Verschönerung des gesamten Gebäudes zu erreichen
    3. Verhinderung von Schimmelpilzwachstum, dadurch Vermeidung von Allergien und Gesundheitsschäden
    4. Moose, Algen und Flechten zu verhindern und dadurch Zerstörungen der Oberflächen vermeiden
    5. Vermeidung von Fäulnisschäden im Innenbereich der Balkenauflager und der Fußbodenkonstruktionen
    6. Der wohl wichtigste Grund ist jedoch die Verbesserung der Wärmedämmung, weil dadurch  -  nicht unerheblich  -  Energie eingespart werden kann.
    Um dies zu verdeutlichen folgende Tabelle:
    Veränderung der Wärmeleitfähigkeit von Ziegelmauerwerk in Abhängigkeit vom Feuchtegehalt
    (leider kann die Tabelle hier nicht gezeigt werden, diese ist auf meiner Homepage unter Schriften zu finden)
    entnommen aus der Homepage: Verband Österreichischer Ziegelwerke
    Die Ängste sind jedoch oft ein schlechter Lehrmeister.
    Die Angst ein Gebäude durch falsche Trockenlegungsmaßnahmen zu beschädigen treibt sonderbare Blüten aus. Manche greifen dann doch lieber zu sogenannten "schonenden" Verfahren. Wie anders ist es zu erklären, dass heute noch die "Zauberkästchen" in all ihrer Vielfalt ihre Daseinsberechtigung haben. In Österreich sind diese Verfahren sogar in der Ö-Norm aufgeführt. Dabei steht schon lange fest, dass diese Verfahren für die Trockenlegung an alten salzverseuchten Gebäuden nicht funktionieren können. Siehe hierzu meine Schriften insbesondere: Mauertrockenlegung, mittels Elektroosmose oder andere elektrophysikalische Methoden.
    Nummer 6 bei.

    Meistens erfolgt eine Bewertung der verschieden Verfahren von selbsternannten Fachleuten oder auch von sogenannten Bautenschützern. Ich kenne genügend Ausschreibungen bei denen steht: es dürfen nur Werkzeuge verwendet werden mit denen "schonend" gebohrt wird. Als ob nicht klar wäre, dass ein Loch im Mauerstein üblicherweise beim Bohren nur durch Zertrümmerung hergestellt werden kann.
    Es wäre auch sinnvoll vorab darüber zu diskutieren was ist überhaupt "trocken" ist und ab wann wird ein Baustoff durch Feuchte geschädigt?
    Was schädigt Baustoffe, Ziegel und Mörtel?
    Die Bedenken, dass eine Wand feucht bleibt und Schaden nimmt, wenn sie nur von innen "isoliert" oder abgedichtet wird, sind unbegründet!
    Denn:

    • im Erdreich sind Baustoffe in der Regel nicht frostgefährdet,
    • sie werden durch Salze nicht geschädigt (diese bleiben in Lösung)
    • und sie können nicht faulen.
    • Die Mauern dichten sich zum Teil selbst ab, wenn die Kapillaren mit Wasser gefüllt sind.

    Es gibt auch kein Gesetz, wenn ein Gebäude fünfzig oder mehrere Jahre feucht war, dass durch eine Abdichtung von innen sich das Wasser anschließend einen anderen Weg suchen könnte.
    Ob sich somit der arbeits- und kostenaufwändige (arbeitsaufwändige, kostenaufwändige) Einsatz, außen aufzugraben, lohnt, ist äußerst fragwürdig.
    Ferner ist auch zu überlegen welche Probleme noch zusätzlich auftreten können!
    Wie können zum Beispiel:

    • Sparten (Gas, Wasser, Strom, Telefon, Fernheizung und dergleichen) verlegt werden?
    • Anschlüsse im Bereich der Kommunwände hergestellt werden?
    • Anbauten z.B. Eingangspodeste, Treppen abgedichtet und,
    • unter Garagen und Begrenzungsmauern etc., die Verbindungen zu den Abdichtungen ergänzt werden?

    Das richtige Maß finden.
    Bei der Instandsetzung und Trockenlegung von alten Gebäuden wird leider sehr oft entweder zu viel ausgeführt oder es erfolgen Aktionen die völlig ungeeignet sind.
    Wie oft werden Häuser außen aufgegraben, obwohl diese nicht durch Grundwasser, Hangwasser oder Stauwasser gefährdet sind.
    Man ist heute durchaus in der Lage, auch mit anderen Maßnahmen, nur von der Innenseite ausreichend trockene Oberflächen herzustellen, und dies ist in der Regel weitaus kostengünstiger als von außen abzudichten.
    Das Problem mit den Erschütterungen wird oft hochgespielt
    Es werden manchmal Maßnahmen nicht zugelassen, weil es zu Erschütterungen kommen könnte. Doch anschließend wird ein Arbeitsraum rund um das Gebäude ausgehoben und somit alle Mauern "entlastet". Nach den Abdichtungen werden diese Öffnungen wieder aufgefüllt und dabei mit erheblichen Erschütterungen dieser Arbeitsraum wieder verdichtet.
    Oft werden hierzu auch Spundwände unmittelbar am Gebäude eingerammt um eine Abdichtung herstellen zu können. Oder es werden anschließend die Außenflächen mit Pflastersteinen belegt und mit großen Rüttelplatten "geglättet". Jeder am Bau Beschäftigte kennt diese Erschütterungen.
    Was ist zu tun?
    Es gibt wenige Bereiche im Bauwesen, bei denen die Ungewissheit das Richtige zu tun so groß ist. Dabei hört man dann oft "das haben wir schon immer so gemacht".
    Bei Abdichtungsplanungen auf dem Gebiet der Altbauinstandsetzung heißt es immer wieder: "Wenn wir schon dabei sind, dann machen wir's doch gleich gescheit". Dann wird der alte (und durchaus nicht immer zutreffende) Spruch zitiert, dass die Ursache für Feuchtigkeit im Keller stets von außen eindringendes Wasser sei. Und so wird fleißig von außen aufgegraben, abgedichtet, wärmegedämmt, geschützt und wieder verfüllt  -  und dabei eines völlig außer acht gelassen: das Kosten-Nutzen-Verhältnis.
    Manchmal wünsche ich mir mehr mit Fachleuten darüber zu "streiten", ob alles was machbar ist, auch wirklich notwendig ist. Aber auch, dass die Mittel die eingesetzt werden müssen, für die "Gesundheit" der Menschen und der Gebäude sinnvoll und angemessen sind.
    Hierbei kann meiner Meinung nach nur "miteinander gerungen" werden, denn der einzelne ist bei der Gesamtbetrachtung der Probleme oft überfordert.
    Als Blattformen für diese Diskussionen dient mit Sicherheit die WTAAbk. e.V. (Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege) aber auch der DHBV (Deutscher Holz- und Bautenschutzverband (Holzschutzverband, Bautenschutzverband) e.V.) Bei diesen Organisationen haben sich qualifizierter Fachleute zusammengeschlossen, die in der Bauwerkserhaltung, der Denkmalpflege und im Neubau tätig sind.

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