Dann kommt die Stunde der Wahrheit: Wiederholung der Messung der Abgastemperatur nicht weit vom Kamin-Dachdurchtritt. 60 Grad! Am Heizkessel liegt die Abgastemperatur zwar viel niedriger als vorher, aber dadurch, dass die Abgase das dünnere Edelstahlrohr schneller durchströmen, dadurch, dass das dünnere Edelstahlrohr eine kleinere Oberfläche hat, und dadurch, dass die Lufthülle um das Edelstahlrohr eine dämmende Wirkung hat, können die Abgase ihre Wärme schlechter über den Kamin ans Haus abgeben, sodass die (für die wirklichen Abgasverluste entscheidende) Abgastemperatur im oberen Kaminbereich durch die Modernisierung nicht etwa sinkt, sondern sogar steigt! Ich habe soeben DM 12.000 dafür ausgegeben, meine Abgasverluste zu erhöhen!
OK, bis hierhin war dies ein fiktives Szenario. Das Problem: Es sieht so aus, als ob hier Fiktion und Wahrheit sehr dicht beieinander liegen.
Das Problem wurde ursprünglich von dem Saarbrücker Physiker Dr. Gerhard Luther angesprochen, siehe weiterführender Link unten und:
- Die "Wärmerückgewinnung" des Kamins wird unterschlagen, Elmar
Wallerang, VDI Nachrichten, 15.11.1996
- Folgenschwerer Denkfehler in der Kleinfeuerungsanlagen-Verordnung,
Gerhard Luther, Gesundheits-Ingenieur, 1996, Heft 3
Die alten Kleinfeuerungs-Anlagen-Verordnung begrenzte zwar die
Abgasverluste der FEUERUNGSANLAGE (= Kessel + Kamin), aber trotzdem
wurde die Abgastemperatur am Kessel gemessen.
In der neuen Kleinfeuerungs-Anlagen-Verordnung wurde die Inkonsistenz
beseitigt. Aber nicht etwa dadurch, dass die Abgastemperatur am einzig
sinnvollen Ort, nämlich oben im Kamin gemessen würde! Sondern vielmehr
dadurch, dass das Wort "Feuerungsanlage" durch das Wort
"Feuerungsstätte" ersetzt, und damit der Kamin und die
Wärmerückgewinnung im Kamin unterschlagen wird.
Die VDI Nachrichten schreiben entsprechend:
"Nach Inkrafttreten der Novelle der 1. BImSchV werden in Deutschland
vermutlich weitere Hundertausende wenn nicht Millionen von
herkömmlichen Kaminen versotten und danach saniert oder ersetzt werden
müssen", wettert der Saarbrücker Physiker, Nach der "Sanierung" komme
dann aus der Feuerungsanlage in vielen Fällen nicht mehr und nicht
weniger [Abgasverluste] heraus wie bisher. Für eine bloße Verschiebung
von Wärmeströmen müssten viele Hausbesitzer mehrere tausend DM und die
deutsche Volkswirtschaft Milliardenbeträge aufwEnden. Ende
Zitat
Also WENN wir schon einen nicht unerheblichen Teil des
Bruttosozialproduktes einsetzen, um Energie zu sparen, DANN sollten wir
das Geld und die Arbeitskraft doch so einsetzen, dass es auch
NACHWEISLICH Energie spart, also nicht als bloße
Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen endet?
Da ist es ja wirklich noch viel sinnvoller, in eine Solaranlage zu
investieren! Das amortisiert sich zwar auch nicht, aber es spart
wenigstens ein paar hundert Liter Öl pro Jahr!
Ich wäre dankbar für Kommentare aus der Praxis, ob kurz oder lang, zu
diesem Thema. Ist die Problematik im allgemeinen Bewusstsein verankert?
Bin ich der einzige, der bisher noch nie etwas davon gehört hat?