Erstanstrich mit Silikatfarbe?
BAU-Forum: Ausbauarbeiten

Erstanstrich mit Silikatfarbe?

Hallo,
wir stehen vor dem Problem, eine Entscheidung bezüglich der Art der Farbe in unserem Neubau treffen zu müssen. Der Wandaufbau ist folgender: YTONG-Steine und Kalkputz (ca. 6 Wochen alt, unbehandelt). Die Decken sind aus Filigran-Betonteilen, die Fugen sind mit Uniflott verspachtelt. Das Dach ist ein Massivdach, also auch verputzt. Es handelt sich um ein KfW40-Haus mit KWLAbk..
Ein Fachgeschäft hat uns Silikatfarbe empfohlen, mit der Begründung, dass man etwas anderes bei einem Niedrigenergiehaus nicht verwenden sollte. Die Silikatfarbe könnte direkt auf den Putz gestrichen werden. Da man uns gleich zum Kauf überreden wollte, sind wir etwas vorsichtig geworden. Zumal wir vorher noch nie etwas von dieser Farbe gehört hatten und sie auch nicht zu den preisgünstigsten gehört.
Inzwischen haben wir uns im Internet etwas schlauer gemacht, aber es sind neue Fragen aufgekommen, auf die wir bisher keine Antworten gefunden haben. Daher wenden wir uns hier an die Experten in diesem Forum:
1. Hat Silikatfarbe gegenüber Dispersionsfarbe wirklich die großen Vorteile, wie Atmungsfähigkeit, wie immer beschrieben und gibt es diesen Vorteil bei unserem Wandaufbau überhaupt?
2. Muss der Kalkputz für die Silikatfarbe speziell grundiert werden oder reicht ein verdünnter Erstanstrich?
3. Kann die Silikatfarbe auf die Betondecke aufgetragen werden, insbesondere weil die Fugen mit Uniflott gespachtelt sind?
4. Man liest immer wieder, dass sich Silikatfarbe nicht mit Gips verträgt, warum genau nicht? Ist es weil die Raumfeuchtigkeit durch die Farbe in den Gips diffundieren kann? Der Schornstein wurde bei uns mit Rigipsplatten verkleidet.
5. Wie sinnvoll ist es, die offenporige Silikatfarbe in der Küche zu verwenden? Zieht der Wrasen womöglich direkt in die Wand bzw. Betondecke?
6. Was ist von der Bauhaus-Silikatfarbe Marke "Swing-Color" zu halten? Das scheint nach unseren Recherchen die günstigste am Markt zu sein.
7. Da unser ganzes Haus gestrichen werden muss, überlegen wir uns ein Airless-Spritzgerät zu mieten. Funktioniert das mit der Silikatfarbe?
Leider haben wir trotz intensiver Suche keine Antworten auf unsere Fragen gefunden. Wir hoffen, dass wir die Fachleute mit unseren vielen Fragen nicht überstrapazieren. Uns scheint dieses das Beste Fachforum zu sein und wir hoffen auf Antworten, die uns bei unserer Entscheidung weiterhelfen.
Wir bedanken uns für die Antworten.
  • Name:
  • Klaus
  1. Die Aussage des Fachgeschäfts kann ich nicht nachvollziehen,

    Was dasm mit KWF40 zu tun hat? Meinem bescheidenen Wissen nach hat Silikatfarbe in der Tat einen deutlich besseren Dampfdurchlasswert als Dispersionsfarben. Sinn eines hohen Dampfdurchlasskoeffizienten im Innenraum ist, dass sich Raumfeuchte in die Wände dringen kann  -  und auch wieder heraus. Auch der Kalkputz hat da bessere Eigenschaften als ein Gipsputz. Das ist als Feuchtepuffer gewünscht und macht ein besseres Raumklima. So gesehen ist der Rat eine Silikatfarbe zu nehmen nur konsequent, wenn man die Eigenschaften des Kalkputzes wirklich voll nutzen will. Klar, wenn z.B. eine Bad nicht gelüftet wird nützt das mit dem Feuchtepuffer nichts  -  dann werden die Wände feucht und es droht Schimmel etc. Als Kurzzeitpuffer ist das aber schon schick  -  Theoretisch. Ich habe Wände mit Gipsputz + Tiefengrund + Dispersionsfarbe. Also alles Sachen, die dem Feuchtepuffern eher hinderlich sind  -  und fühl mich trotzdem wohl. Also habe ich Zweifel, ob dem Mehraufwand auch ein Mehrnutzen entgegensteht.
    Was bei Silikatfarbe noch zu beachten ist, ist: Sie greift Glas an  -  also alles gut abdecken und löst sich beim überstreichen. Das hat einen Bekannten von uns erwischt, der seinen Kids erlaubt hat, die Wände zu bemalen. Als dann die Kunstwerke nach ein paar Jahren übermalt werden sollten, hat er sie mit der neuen Farbe angelöst und mit der Walze über die ganze Wand verteilt  -  das war so nicht geplant ;-)
  2. nicht korrekt

    Foto von Martin Kempf

    Silikatfarbe ist nicht reversibel  -  da löst sich nichts, nie und nimmer. Wenn sich was löst, handelt es sich um Leimfarbe.
    Silikatfarbe (Dispersionssilikatfarbe) zu nehmen, macht in einem mit Kalkputz verputzten Haus schon Sinn, sonst hätte man sich den sparen können und mit dem billigeren Gips den Innenputz erstellen.
    Bei Dispersionssilikat geht es auch mit den Gipsverspachtelten Stößen in der Betondecke. Welche Grundierung nötig ist, verrät das technische Merkblatt der jeweiligen Farbe, das kann unterschiedlich sein.
    Ja, Silikatfarbe ist alkalisch und ätzt Glas an, gut abkleben ist wichtig.
  3. Nö, der hat auch nicht die Silikatfarbe angelöst,

    sondern die der Bilder seiner Kids.
  4. Danke  -  aber noch Fragen

    Zuerst einmal vielen Dank für die Antworten und auch für den Tipp, dass wir mit den Fenstern aufpassen müssen.
    Nun brennen mir noch zwei Fragen unter den Nägeln:
    • Ist Silikatfarbe auch in der Küche sinnvoll, bzw. gibt es Räume die man nicht mit Silikatfarbe streichen/spritzen sollte?
    • Was mache ich mit der Schornsteinverkleidung aus Rigips? Darf ich da keine Silikatfarbe nehmen (weil der Gips z.B. irgendwann fault o.ä.), oder geht es mit der richtigen Grundierung?

    Gruß
    Klaus

  5. Wie wir es dann gemacht haben

    Für alle Rat suchenden die vor einem ähnlichen Problem standen hier was wir letztendlich gemacht haben:
    Die genaue Nachfrage ergab, das wir einen "Kalk-Gips-Grundputz" haben. Laut Putzhersteller ist Silikatfarbe geeignet, und laut Sto kann die Sto Sil in direkt auf einen solchen Putz aufgebracht werden. Wir haben die Menge für das komplette Haus dann direkt bei Sto bezogen, war günstiger als Baumarkt.
    Dafür haben wir uns ein 150 €-Farbspritzgerät mit 1,8 l-Behälter aus dem Baumarkt gegönnt. Wenn man mit sowas nicht täglich sein Geld verdienen muss funktioniert das recht gut. Ist zwar nicht für Silikatfarbe freigegeben, aber es hat funktioniert.
    2 Teile Sto Sil in und 1 Teil Wasser in den Behälter, mit einem alten 5 €-IKEA-Küchenmixer verrührt und auf die Wand gespritzt (Frauenarbeit). Ich bin dann gleich mit einer Lammfellrolle hinterher, so kann man richtig Fläche klotzen und es sieht wirklich gut aus und deckt ganz toll. Die 2. Farbschicht haben wir teilweise getönt (Achtung: Silikatfarbe maximal 1:20 abtönen!)
    Zu den Decken: Auch diese können gespritzt/gerollt werden (Uniflott tatsächlich kein Problem). Bei den Betondecken störten uns jedoch die kleinen Bläschen, die immer dunkel bleiben. Wir haben deswegen Raufaser geklebt und danach geweißelt.
    Angenehm fiel auf, dass es während der ganzen Zeit nie nach "Farbe" gerochen hat.
    Soweit unsere Erfahrungen, vielleicht hilft es jemandem.
    Klaus
  6. Hallo, Silikatfarben nur mit dafür freigegebenen ...

    Foto von wiki

    Hallo, Silikatfarben nur mit dafür freigegebenen Konzentraten abtönen das Verhältnis ergibt sich wieder aus den Technischen Merkblättern!

    Vielleicht mal noch etwas zum Thema Dispersion, fast alle Hersteller bieten sog. Housepaint/Hausfarben auf Kunststoffdisperionsbasis an welche z.T. je nach Hersteller ebenfalls einen Super Dampfdurchlässigkeitswert hat, aber im Vergleich zur Silikatfarbe sowohl wieder angelöst werden kann als auch wieder die volle Abtönpalette bietet.


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