Neues Urlaubsziel Molwanien
BAU-Forum: Urlaub

Neues Urlaubsziel Molwanien

Foto von Herbert Fahrenkrog

Man möchte meinen, nach mehr als 5000 Jahren kartographischer Studien sei die Welt vollständig durchschritten, umsegelt, abgeradelt und bereist und kein weißer Flecken ziere mehr den Globus. Ist auch so. Nur scheint es nicht jedem Land vergönnt zu sein, die touristische Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen wie die Südsee oder Mallorca es beispielsweise tun. Nein, manche Länder dümpeln erst einige Jahre vor sich hin, bevor ein gewiefter Reisemanager beschließt, einen neuen Markt aufzubauen. Seit der EU-Osterweiterung im vergangenen Jahr erfreut sich nun auch das östliche Europa immer größerer Aufmerksamkeit. Absoluter Favorit in dieser Saison: Molwanien.
Einzigartigkeit mit slawischem Charme
Es ist nicht gerade das Land, wo die Zitronen blühen. Auch nicht das, wo Milch und Honig fließen. Vielmehr fließt die Slyk (sprich: Schlick) durch den Kleinstaat und schlängelt sich wenig pittoresk, dafür umso beeindruckender schlammig von Osten nach Westen. Großartige Landschaften, prachtvolle neoklassizistische Architektur und Jahrhunderte der Hingabe an Kunst und Kultur wird man hier vergebens suchen. Umso mehr können sich vor allem mutige Individualreisende an allen Ecken und Schlaglöchern von der Einzigartigkeit der kleinen Republik überzeugen und verzaubern lassen.
Das Land der begrenzten Möglichkeiten
Seien es die gasgetriebenen Straßenbahnen der Hauptstadt Lutenblag oder die legendäre "Große Ebene", die erst kürzlich für ihre "grandiose Monotonie" in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes aufgenommen wurde oder der Schiefe Turm von Sasava, der sich mit jedem Zuschlagen der Foyertür ein wenig mehr neigt  -  in diesem Land gibt es einiges zu entdecken.
Ein Highlight jagt das nächste
Touristische Highlights muss man erst einmal suchen  -  zum Beispiel unter der hauptstädtischen Smogdecke. Darunter verbergen sich jedoch wahre Schätze. Vor allem bei Nacht bietet Lutenblag so manch reizvollen Einblick in Leben und Kultur der Molwanier. In Bars und Kneipen wird geschachert und gehandelt, was die falschen Blüten hergeben, Gäste freundschaftlich in den Magen geschlagen und wer in seinem Hotel nicht bestohlen oder beschimpft wird, sollte hinterher nicht von einem erlebnisreichen Urlaub sprechen.
Abenteuerliche Hauptstadt
Lutenblag bei Tage betrachtet macht ebenfalls einiges her. Der Königliche Palast (Palatz Rojal) gilt als Wahrzeichen der Stadt und Sitz der Königsfamilie. Während diese im Exil weilt, können die farbenfrohen wie schießwütigen Leibtruppen allmorgendlich bei einer lockeren Parade bestaunt werden. Touristen sind angehalten, diesem Spektakel aus möglichst großer Entfernung beizuwohnen  -  die schwer bewaffneten Milizionäre mögen keine Zuschauer.
Tiefreligiöse Stadtbilder
In Jzerbo (ebenfalls im Zentralen Tiefland gelegen) hält man es eher mit der Religion. Hier prangt die Kathedrale des Sankt Cvorbcek aus dem Stadtbild und scharrt die Touristen um sich. Am Haupteingang hält sich oft ein zahnloser Bettler auf, der Vorübergehende mit gezischelten Flüchen belegt. Das ist übrigens der Bischof.
Wer wenig Gefallen an Kathedralen oder dem Museum für mittelalterliche Zahnheilkunde findet, der sollte sich in die Natur begeben. Die Molwanischen Alpen im Süden des Landes und auch die Czarbunkel-Berge im Norden bieten jede Menge Abwechslung  -  von Geröll und Schutt bis hin zu Abfall- und Müllbergen können Hobby-Wanderer hier alles erklimmen. Idyllisch auch die Seen des Landes. Von einem Bad in einem der Tümpel ist jedoch abzuraten, da die Verschmutzung der Gewässer jährlich um einige Fuhren Gülle und Schlick erhöht wird.
Immer eine Reise Wert
Beste Reisezeit ist, je nach Ausstattung mit Insektiziden und Ausartung der persönlichen Insektenallergien, eigentlich immer. Klirrende Kälte im Winter und sengende Hitze im Sommer  -  sowohl Skifahrer als auch Sonnenanbeter dürften da auf ihre Kosten kommen. Besonders schön ist es jedoch im April, wenn überall das Spiegleglaz zum Frühlingsbeginn gefeiert wird, sofern es nicht regnet und man sich vor den Wespen in Acht nimmt. Es ist eine einzigartige Kultur, die dieses Völkchen da zwischen Plattenbau-Romantik und kargem Steppenfrust ihr Eigen nennt. Eine Reise ist Molwanien allemal Wert.
gefunden bei t-online, köstlich
  • Name:
  • HF
  1. ich war vor 2 Jahren dort ...

  2. Danke JDB

    Foto von Herbert Fahrenkrog

    rotfl der Link ist klasse
    • Name:
    • HF
  3. ist aber

    nicht ungefährlich zurzeit (Putschgerüchte!). Die Reisebüros geben ja auch schon Warnmeldungen heraus.
    In Rumänien gibt's ähnlich schöne Landschaften. Interessierte Reisende sollten vielleicht dahin ausweichen.
  4. Ich würde Maghrebinien

    vorschlagen. Einen Knoblauch haben die ...
  5. News

    Die molwanische Popgruppe Spatzal, mit dem Lied Vtarsh ei Czolom ("Deinen Boogie tu ich zappeln") überraschende Fünfte beim Grand Prix 1998, erobern mit ihrem neuen Hit Let's Rock Amerika. Der Rolling Stone lobt das Album als "die erste molwanische Platte mit korrekter englischer Orthographie".

    Endlich erscheint der bislang einzig verlässliche Reiseführer
    über das Traumland Molwanien auch in deutscher Sprache.
    Näheres dazu erfahren Sie hier:

  6. Literatur bei Amazon

  7. Die Nationalhymne

    hat das Zeug's zum echten Ohrwurm.
  8. Video

    "Molwanien für European Song Contest disqualifiziert!
    Der molwanische Beitrag zum diesjährigen European Song Contest wurde überraschend disqualifiziert. Zladko "Zlad" Vladcik sollte das Land mit seiner Techno-Ballade Elektronik Supersonik, einer raffinierten Fusion aus heißen Diskorhythmen und der Rhetorik des Kalten Krieges, vertreten. "
    Leider 10 MB, aber ich habe's nicht bereut. Super!

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